… genauer: wir waren im schönen Spiegelau, im südlichen Teil des Nationalpark Bayerischer Wald zwischen Großer Rachel (1453 m) und Lusen (1373 m).
Der Nationalpark Bayerischer Wald bildet zusammen mit dem Nachbarnationalpark Böhmerwald eines der größten Waldschutzgebiete Mitteleuropas.
Die Natur kann sich dort ohne Eingreifen des Menschen selbst entwickeln. Diese hautnahe Urwüchsigkeit ist das, was uns besonders fasziniert hat. Bei unseren Wanderungen haben wir intensive Eindrücke der Waldentwicklung nach ihren eigenen Gesetzen gesammelt und waren durchweg begeistert.
Dazu kommt, dass alle von uns genutzten Rundwanderungen bestens ausgeschildert waren. Herrchen hat sich zwar mit GPS vorbereitet, wir mussten aber so gut wie nie darauf zurückgreifen. Empfehlen können wir für Tipps zu Rundwanderungen aus dem Verlag Bruckmann Entdeckertouren Bayerischer Wald und Mystische Pfade Bayerischer Wald von Herwig Slezak.
Unterkunft in Spiegelau
In den Nationalpark Bayerischer Wald wollten wir nach einem Fernsehbericht über Luchse immer mal und Herrchen hat Spiegelau als Ziel auserkoren. Spiegelau befindet sich am südlichsten Ausläufer des Großen Rachel und ist bekannt für seine Glasherstellung (völlig uneigennützig, wir brauchen doch keine neuen Weingläser …) und die tosenden Wasser der Großen Ohe (für Noob fantastisch, da ausreichend Wasser fast überall für Abkühlung sorgt).
Das Landhotel Tannenhof in Spiegelau
Im Landhotel Tannenhof waren wir sehr gut aufgehoben, bei Halbpension (lecker frisch, typisch und reichlich) und Wellness (Pool, Sauna und Massagen) gab es für uns genau den richtigen Erholungsfaktor nach einem tollen Wandertag. Das Hotel liegt direkt am Waldrand und somit ist auch für entspanntes Gassigehen am Morgen und Abend gesorgt.
Ein Wermutstropfen: Noob durfte nicht mit ins Restaurant. Aber da er es gewohnt ist, auch mal alleine zu bleiben und nach den Tagestouren eh ein müder kleiner Hund war: wir waren tatsächlich angenehm überrascht, wie erholsam es beim Essen für uns sein kann, nicht immer auch ein Auge auf unseren Hund zu haben.
Ansonsten ist das Landhotel Tannenhof hundefreundlich, es gab einen Napf auf dem Zimmer und weitere Gäste mit Fellnasen. Durch die in jedem Zimmer vorhandene Teeküche gibt es einen Kühlschrank und ein Waschbecken sowie diverse Küchenutensilien. Für Barfer ein Segen und sehr angenehm.
Wandern im Nationalpark Bayerischer Wald
Da wir nur drei volle Tage und unsere An- und Abreisetage zur Verfügung hatten, sind wir schon bei der Ankunft in Spiegelau und vor dem Einchecken unseren ersten eindrucksvollen Rundwanderweg gelaufen. Das tat uns allen drei nach der langen Fahrt gut (von Mannheim aus waren wir übrigens mit Pausen etwa 5 ½ h unterwegs).
Steinklamm Spiegelau
Aus Entdeckertouren Bayerischer Wald handelt es sich um Wanderung 14, leichte, kurze 7,5 km und mit 150 Hm genau richtig um anzukommen. Der Weg durch die Steinklamm Spiegelau führt am Ufer der Großen Ohe entlang, wild und wunderschön rauscht das Wasser an einem vorbei. Trittsicher sollte man schon sein, bis man den Großarmschlager See erreicht. Von dort geht man an einem Kanal ganz ruhig und schattig entlang zurück Richtung Spiegelau.
Einkaufen in Grafenau
Nachdem wir die Schleppleine vergessen hatten (irgendwas ist ja immer), ging es am nächsten Tag erst einmal nach Grafenau ins Zoofachgeschäft Roth (ein Tipp der freundlichen Rezeptionsmitarbeiter vom Landhotel Tannenhof). Leider gab es keine Biothane-Leine, unser bevorzugtes Material, vor allem wenn es nass wird. Nach kurzer und kompetenter Beratung haben wir uns eine Flexi gekauft. Verteufelt von jedem Hundetrainer (wenn es um Leinenführigkeit geht zu recht, keine Frage), hat uns diese 8-m-Flexi-Leine im weiteren Urlaub sehr gute Dienste geleistet. Ganz ehrlich: toll! Noob war trotz Leinenpflicht im Nationalpark Bayerischer Wald an manchen Stellen relativ frei in seiner Aktion und dennoch unter Kontrolle.
Direkt gegenüber des Zoo Roth ist uns ein kleiner Laden aufgefallen. My-Nudel verkauft selbst hergestellte Nudeln aus außergewöhnlichen Mehlsorten. Um zwei Einkaufstüten mit verschiedenen Nudeln aus Kichererbsenmehl, Lupinenmehl mit Kokos oder auch Linsenmehl reicher konnte der heute geplante Wanderausflug losgehen.
Rundweg Kreuzotter: Hochmoor Großer Filz
Diese leichte und wunderbare Wanderung mit etwa 11 km Länge schlängelt sich vom Parkplatz Filzwald direkt hinein ins Hochmoor. Bohlensteige führen durch den Großen Filz und um den Klosterfilz bei Sankt Oswald-Riedlhütte. Konsequente Renaturierungsmaßnahmen der Nationalparkverwaltung Nationalpark Bayerischer Wald haben diesem Landstrich sein ursprüngliches Erscheinungsbild wiedergegeben. Unterwegs konnten wir Blaubeeren und wilde Himbeeren naschen und haben eine der installierten Luchskameras gesehen. Wer möchte kann mit dem leichten Rundweg Bockkäfer über zusätzliche 3 km verlängern und sich aufmachen nach Guglöd. Guglöd ist ein Ortsteil von Sankt Oswald-Riedlhütte und wurde als Glashüttenstandort im 17. Jahrhundert gegründet. Alles in allem waren wir mit Vesper und viel Fotopause etwa 6 ½ Stunden unterwegs. Dieser Wandertag enthielt kaum Steigungen und war alleine schon landschaftlich ein eindrucksvolles Erlebnis.
Alte Klausen am Siebensteinkopf
Hier lohnt es sich, am Wanderparkplatz Wistlberg hinter Finsterau zu starten. Tour 17 aus Entdeckertouren Bayerischer Wald ist etwa 10 km lang und keine Bange, auch für nicht so stramme Waden durchaus gut zu meistern. Vor allem der Anstieg ist wunderschön und führt zuerst direkt an einem Wassergraben entlang zur Reschbachklause. Ab hier wird es etwas steiler, aber nicht zu anstrengend. Die Landschaft aus Baumskeletten und Berggrün entschädigt manchen Schnaufer.
Bevor man zum Siebensteinkopf abbiegt, kann man mitten im Nirgendwo einen Schritt auf tschechisches Gebiet machen. Hat man erst einmal das Holzkreuz auf der Kuppe des Siebensteinkopfes erreicht, wird man mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Jetzt kommt der unangenehmste Teil der Wanderung. Der steinige Pfad nach unten ist schwer zu gehen und man muss sehr trittsicher sein. Danach wird die Wanderung gemütlich und beschaulich, für Noob plätscherte immer wieder genug Wasser am Wegesrand zur Abkühlung. Zum Ende erreicht man sumpfiges Gebiet und wird über Bohlen durch ein Hochmoor, den Finsterauer Filz, geleitet. Nach 4 ½ Stunden waren wir wieder am Parkplatz.
Tierfreigelände im Nationalparkzentrum Lusen
Der 7 km lange Rundweg hat bei uns etwa 4 Stunden gedauert. Hunde dürfen an der Leine zwar mit in das Tierfreigelände, manche Gehege sind aber tabu und man wird über eine Hunde-Umleitung daran vorbeigeführt. Das macht Sinn, Frauchen stand einer Rotte Wildschweine im eigens abgesperrten Freigehege Angesicht zu Rüssel mit vielleicht 5 m Abstand gegenüber und war begeistert. Noob hat mit Herrchen den Umweg genossen und ganz aufgeregt geschnuffelt. 40 heimische Tierarten, teils stark bedroht oder bereits ausgerottet, kann man hier bewundern. Die Wölfe haben wir leider nur kurz erblickt, dafür konnten wir die herumtollenden Bärenjunge und ihre Mutter aus nächster Nähe bestaunen (Noob war stark irritiert vom ungewohnten Geruch und hat erst mal tief geknurrt, ja nä, is klar kleiner Held).
Überall aufgestellte Lehrtafeln mit spannenden Fakten machen das Tierfreigelände zu einem lohnenswerten Ausflug. Auch der 1300 m lange Baumwipfelpfad der Erlebnisakademie Kötzting mit seiner Aussichtsplattform in schwindelerregenden 44 m ist ein Highlight. Leider sind hier Hunde nicht erlaubt. Frauchen hat es sich am Eingang bei einem Latte und der neuesten Partner Hund gut gehen lassen, Noob schläfrig und dankbar für die Pause. Herrchen hat den Baumturm alleine erobert und die Aussicht genossen. Man sollte gut 1-2 Stunden extra einplanen.
Einkaufen in Spiegelau
Was anfangen mit dem Rest des Tages? Genau, shoppen! Spiegelau ist berühmt für seine Glasherstellung. Uns hat es zum Werksverkauf auf 200 qm gezogen und versorgt mit neuen Weingläsern zu unschlagbar günstigen Preisen machten wir uns weiter auf zu … nein, nicht Penninger, den gibt es auch bei uns … zur Bärwurzerei Gerl, die mit dem echten Bärwurz, mit einer Wurzel in der Flasche, je länger er steht desto besser wird er. Während wir uns durch das leckere Sortiment an verschiedenen Spirituosen kosteten, hat Noob seinen ganzen Charme spielen lassen und dem Herrn des Hauses das ein oder andere Häppchen Hofhundefutter abgebettelt. Sehr zu empfehlen als Mitbringsel für Daheim sind die hübschen kleineren oder mittleren Flaschen. Frauchen mag besonders Blutwurz und den Heidelbeerlikör, Herrchen bevorzugt Pandurenfeuer.
Rundwanderweg Feldhase
Am letzten Tag hieß es nach dem Auschecken: was nehmen wir noch mit, irgendwo müssen wir uns noch die Beine vertreten. Also haben wir einen kurzen Rundwanderweg ausgesucht, gemütliche 7 km und viel Wald. Unterwegs geht es an der Fatima-Kapelle in Klingenbrunn vorbei und witzigerweise (das hatten wir vorher nicht nachgeschaut) erneut am Landhotel Tannenhof zum Ausgangspunkt P+R Spiegelau. Auch hier gab es genug plätscherndes Wasser um unsere Fellnase abzukühlen, der Wettergott meinte es die Tage wirklich sehr gut mit uns.
Am P+R in Spiegelau angekommen, stach uns ein Schild ins Auge: Fleischeslust-Academy. Wir kennen diese ungekühlt haltbaren Würste aus unserer Gegend, uns war nur nicht bewusst, dass sich der Stammsitz von Fleischeslust in Spiegelau befindet. Natürlich nix wie hin! Die sehr nette Mitarbeiterin im Shop vor Ort hat uns kompetent beraten und natürlich haben wir das ein oder andere Würstchen für Noob und als Mitbringsel für Daheim gekauft. Wer möchte kann sich im Oktober nach Spiegelau aufmachen, um das Dogtoberfest zu besuchen. Dieses Festival mit umfangreichem Rahmenprogramm wird von Fleischeslust veranstaltet und wir bedauern sehr, dass wir keinen Urlaub mehr haben. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr. Das Dogtoberfest findet vom 08-.10.-09.10.2016 jeweils ab 10 Uhr statt, in der Schwarzachstraße 25-27 bei Fleischeslust, mehr zum geplanten Rahmenprogramm finden Sie hier.
Der Urlaub war wunderschön und durch die Urwüchsigkeit ist der Nationalpark Bayerischer Wald für Naturliebhaber sehr zu empfehlen. Es gibt noch ein paar Wanderwege, die wir auf unserer Liste haben und bewandern möchten. Wir werden wieder kommen.
Nebenbei: Es wird zwar versucht, wieder Luchse im Bayerischen Wald anzusiedeln, aber so lange die Jägerschaft oder Unverbesserliche nicht mitziehen, bleibt das Bermuda Dreieck ein eher trauriges Kapitel. Dabei hat bei uns die Faszination für gerade diese Tiere zu einem Besuch im Nationalpark Bayerischer Wald verführt. Es war ein Fernsehbeitrag über Luchse im Bayerischen Wald der uns nach Spiegelau geführt hat. Es bleibt nur zu hoffen, dass das touristische Potential noch besser erkannt und sinnvoll genutzt wird.